Berlin.Macht.Männer
KulturLesezeit mit Maren Friedlaender am Sonntag,
15.09.2019 im Kulturhaus Kelz
Was riskieren Politstars, um ihre Karrieren zu retten?
Diese Frage hat Maren Friedlaender, die in Kiel geborene Schriftstellerin, die jetzt in Köln lebt, vielleicht dazu veranlasst dieses Buch zu schreiben.
Dass sie sich diese Frage stellte, war sicherlich ihrem beruflichen Weg geschuldet, der sie nach dem Studium der Psychologie zuerst zur Bild-Zeitung und dann zum ZDF in das Innenpolitik-Ressort führte.
Das war noch in der „Bonner Republik“, wo sie den damals mächtigen Männern sehr nahe kam und sehen und spüren konnte, wie Macht Menschen verändert.
Und manchmal sind es auch die Liebesbeziehungen, die Politiker scheitern lassen. Im Kontext zwischen Macht, Karriere und Liebe ist das Buch „Berlin.Macht.Männer“ angesiedelt. Es wirft einen Blick hinter die Kulissen – sowohl die menschlichen als auch die politischen – und beschreibt die Obsession des fiktiven Kanzlers Uwe Henning zu einer Frau, die durch ihr selbstverständliches Leben zwischen Jet-Set und „altem Geld“, scheinbar für ihn zur Gefahr wird. Und dann ….
Dieses „dann“ wurde natürlich nicht aufgelöst, denn lesen sollten ja die Zuhörer selbst. Trotzdem zog die offene, und dem Publikum zugewandte Art von Frau Friedlaender sie in ihren Bann und was um 16:00 Uhr bei Kaffee und Kuchen begann, endete weit nach 18:00 Uhr in intensiven Gesprächen mit der Schriftstellerin.
Der Büchertisch der Buchhandlung Backhaus wartete nicht nur mit dem vorgestellten Titel auf, sondern hatte auch „Rheingolf“, das erste Buch von Frau Friedlaender, und „Die Macht am Rhein“, ein Gemeinschaftswerk von Maren Friedlaender und Olaf Müller mit im Gepäck.
Olaf Müller stellt am 3. November am gleichen Ort, zur gleichen Zeit sein neues Buch „Allerseelenschlacht“ vor. Vielleicht kommt dann auch Frau Friedlaender dazu und wir können auch über ihr Gemeinschaftswerk etwas von beiden erfahren.
Text: Dagmar Hofmann
Bilder: Holger Hofmann
9. September 2019
„Zwischen Sex und 60 – mit Vollgas in die zweite Lebenshälfte“
Ein Kabarettabend mit der Münchener Kabarettistin Angelika Beier
am Samstag, 07.09.2019 in der Alten Schmiede Kelz
Die Alte Schmiede ist mit rotem Licht – passend zum Abend und Titel „Zwischen Sex und 60“ – akzentuiert, die Zuschauer sitzen erwartungsvoll auf ihren Plätzen. Da kommt „Iwanka“, die erste Rolle von Angelika Beier, durch das Publikum auf die Bühne und erzählt das mit den Männern und Frauen aus ihrer - der Sicht der Klofrau, mit einem satirischen Klolied. Dann wandelt sich Iwanka hinter einem Paravent in Fanny, die zuerst einmal das Publikum in das Geschehen mit einbezieht, sie wählt aus der ersten Reihe „das Opfer des Abends“, einen Mann, Karl Heinz und aus der zweiten Reihe eine Frau, Monika. Diese beiden spielen an diesem Abend die Stichwortgeber. Und nun geht es Schlag auf Schlag: früher bekam sie von ihrem Liebsten Reizwäsche geschenkt, heute einen Thermomix. Früher gab es Sexfilmchen als „Vorspeise“ im Fernsehen, heute Kochsendungen. Damit ist klar: „Essen ist der Sex des Alters“ und danach gibt es zur Melodie von „Je t’aime“ gleich die ganze französische Menükarte gesungen, mit entsprechender Mimik und Gestik, dazu.
Angelika Beier feiert ihr 40-jähriges Bühnenjubiläum, fühlt sich wie 39 und schlüpft mit dieser persönlichen Mischung aus Erfahrung und Jung-Geblieben-Sein perfekt wandlungsfähig in die Rollen der Gisa aus Gießen mit blonder Perücke und Karohemd, die ihren Willi nach der Lektüre von „Shades of Grey“ zu Handfesselsex überredet, die übriggebliebene Hippiefrau Josefine, die Flaschen sammelt um sich ihren Traum von Sansibar zu erfüllen und die herrliche Tante Else, die die Vorzüge von Callboy Chris vorliest und seine Rabattgewährung nicht unbedingt zu ihren Gunsten auslegen kann. Aber auch die „Ersatzteil-Schönheits-Chirurgie“ wird aufs Korn genommen, da tritt die Freundin vom Boxer VladimirBühne hat, aber auch erst rund. Mit dem „Liebeslied für Männer“, das wieder die Putzfrau Iwanka zum Besten gibt, endet ein überaus vergnüglicher Abend in der ausverkauften Alten Schmiede und entlässt das Publikum mit vielen neuen, humorvollen Einsichten zum Thema und der Erkenntnis: „Das Leben ist zu schön, um es zuhause auf der Couch zu vertrödeln“.
auf und erzählt die Weltreise ihrer Verschönerungen, die ihr Boxer ihr bezahlt. Bei dieser Nummer kommt auch Karl Heinz aus dem Publikum wieder zu Wort und mit dem Hinweis, dass seine Frau ja vielleicht auch ein wenig Verschönerung gebrauchen könnte, wird er ebenso um Bezahlung gebeten. Doch Karl Heinz gibt schlagfertig zurück: „Ich bin Heimwerker“, das bringt sogar die Künstlerin zum Lachen.
Doch der Abend bietet auch Nachdenkliches: Songs über die eigenen Ängste, insbesondere das Scheitern auf der Bühne oder „Moral gibt’s halt nicht“ über den sittlichen Verfall, setzen auf Gegensätze zu den Lachern. Diese Nachdenklichkeit macht diesen Abend mit der großartigen, temperamentvollen Kabarettistin, die selbst viel Spaß an der Arbeit auf der hatte.
Text: Dagmar Hofmann
Bilder: Holger Hofmann
03.07.2019
Die „Eifel-Gäng“ überfällt Kelz
Günter Hochgürtel, Ralf Kramp und Manfred Lang gastierten im Rahmen der Kulturtage in der Gemeinde Vettweiß am 3. Juli 2019 in der Alten Schmiede Kelz
Die Alte Schmiede war bis auf den allerletzten Platz besetzt. Auf der Bühne prangte ein rotes Sofa, ein Tisch und Stühle als Requisiten für den Auftritt der „Eifel-Gäng“. Und dann kamen sie: Günter Hochgürtel im Trenchcoat, mit Zigarre, Sonnenbrille und Hut im Stil von Al Capone, Manfred (Manni) Lang in der Soutane und mit der Mistforke. Als letzter kämpfte sich Ralf Kramp im Jägeroutfit mit Brille und Flinte durch das Publikum, um auf die Bühne zu kommen.
Dort angekommen, sitzt der erste Lacher sofort: „Das müssen sie sich vorstellen,“ ruft die Gäng ins Publikum, „da sperren die uns im Kulturhaus einfach ein …“ Das Kulturhaus auf der anderen Straßenseite diente den dreien als Backstage. Nach dieser Begrüßung hatten sie die Lacher natürlich auf ihrer Seite.
Und dann kam es Schlag auf Schlag in dem großartigen Improvisationstheater, in dem einer singt, einer liest und einer „schreit das Publikum an“, so der O-Ton der Ansage von Günter Hochgürtel.
Egal ob es um das „Schmartphone“ ging und die so schreckliche Geschichte der just nach ihrem Mann verstorbenen evangelischen Pastorenwitwe, die Manni Lang zum großen Teil vor der Bühne zum Besten gab, oder die köstlichen „Zugaben-Kurz-Krimi-Geschichten“ von Ralf Kramp, die Protagonisten hatten die Lacher auf ihrer Seite. Dazu kamen die passenden Eifel-Songs von Günter Hochgürtel - auch zum Mitsingen – und der Abend war von Beginn bis zum Ende perfekt.
Und der Gag am Anfang, so stellte sich später aus gut unterrichteten Kreisen heraus, war keiner: versehentlich hatte jemand die Künstler wirklich im Kulturhaus eingeschlossen und sie konnten nur durch ein Fenster im Erdgeschoß klettern, um auf die andere Straßenseite zur Schmiede und ihrem Auftritt zu kommen. So kann’s gehen, wenn Kelz von der „Eifel-Gäng“ überfallen wird ….
Text: Dagmar Hofmann, KULTURprojektKELZ
Bildquelle: Klara Lensing